Das kleine Städtchen Hévíz liegt zwar nicht direkt am Plattensee (ca. 6 km entfernt), gehört aber dennoch zu den stärksten Anziehungspunkten in der Region. Seinen guten Ruf weit über die ungarischen Landesgrenzen hinaus verdankt es einer geologischen Besonderheit. Der kleine See, um welchen sich die Ortschaft gebildet hat, beherbergt in knapp 40m Tiefe eine Höhle mit einem geologischen Spalt. Durch diesen tritt ganzjährlich warmes und extrem nährstoffreiches Wasser aus und hält den See auch im Winter auf einer erträglichen Badetemperatur. Dies macht den Thermalsee - nach eigener Werbeaussage - zum größten und aktivsten Thermalsee der Welt.
Aber fangen wir etwas weiter vorne an. Unsere heutige Tour führt uns also zu einem ebenso angenehmen wie auch bekannten Reiseziel in Ungarn. Von der Stadt Keszthely am nordwestlichen Zipfel des Plattensees braucht man mit dem Auto nur knapp 10 Minuten bis nach Hévíz. Schon bei der Anfahrt fallen einem die modernen Hotelbauten und - die nicht ganz so modernen - Klinikgebäude deutlich ins Auge. Vom zentral gelegenen Großparkplatz kann man sich nun direkt aufmachen die Ortschaft zu erkunden.
Héíz lebt vom Gesundheits-Tourismus. Das merkt man bei jedem Schritt. Die langgezogenen Einkaufsstraßen und Gassen bieten neben den üblichen Geschenkartikeln und Luxusprodukten auch ungewohnte Einkaufserlebnisse. Ständig begegnen uns Personen auf der Straße, die einen aufgeblasenen Gummi-Ring unter dem Arm tragen. Und tatsächlich, in fast jedem Geschenkeladen sind diese auch zu erwerben... Aber dazu später noch mehr. Ein kurzer Spaziergang den zentralen Hügel hinauf liefert uns neben einem schönen Ausblick über die Parkanlagen im Zentrum der Stadt aber auch schnell die Erkenntnis, dass es hier eine nahezu vollständige Fokussierung auf Wellness und Gesundheit gibt. So holen auch wir unsere Badesachen aus dem Auto und begeben uns zu unserem eigentlichen Ziel - dem bekannten Thermalsee.
Die Eintrittspreise für das Thermalbad sind mit knapp 10€ (3 Stunden) für ungarische Verhältnisse hoch, aber angemessen. Der am Ufer gelegene Teil des Gebäudekomplexes beherbergt auch die gemischten Umkleideräume. Für kurzzeitige Verwirrung sorgen hier zunächst einmal die Schränke ohne Schloß und Schlüssel. Nach kurzer Beobachtung der anderen Gäste findet man aber schnell die Lösung. Mit dem elektronischen Armband, welches man an der Kasse erhält, geht man kurz zu einem Sensor an der Wand und dieser weist einem seine persönliche Schranknummer zu. Nun hat man knapp 30 Sekunden Zeit diesen auch zu finden, denn nur so lange wurde auch das Schloß dafür geöffnet. Dieser kurze Zwischensprint eröffnet also unsere heutiges Fitness- und Wohlfühlprogramm.
Von den Umkleideräumen führt uns nun endlich ein breiter Gang zu dem Gebäudeteil in der Mitte des Sees. Durch vier große Einlässe im Boden blicken wir auf den überdachten Teil des Thermalbades und sehen schon wieviele Leute sich hier täglich einfinden. Über eine steile Treppe geht es dann endlich hinunter in das (heute) knapp 23 Grad warme Wasser. Der hohe Schwefel- und Kohlendioxidgehalt macht es vor allem bei rheumatischen Beschwerden empfehlenswert. Der Gehalt an Radium verleiht dem Wasser zudem leicht radioaktive Eigenschaften, weswegen mann auch durchaus die über Lautsprecher eingespielten Hinweise auf die empfohlene, maximale Badedauer beachten sollte.
Der See ist tief. Das ist einem nicht sofort bewusst. Und hier kommen nun wieder unsere Gummi-Ringe ins Spiel. In den labyrinthartigen Konstruktionen unterhalb des Bades, gibt es nur wenige Stellen, an denen man stehen kann. Die meisten Besucher bevorzugen daher die Benutzung von Schwimmringen, um die angehme Wirkung des Wassers auch richtig geniessen zu können. Nach einiger Zeit des Suchens finden wir dann aber endlich auch den Ausgang zum nicht überbauten Teil des Thermalsees Hévíz. Der Temperaturunterschied ist hier (gerade im Winter) schon beträchtlich, aber noch erträglich. Im Freien kann man sich dann (Gummi-Ring vorausgesetzt), gemütlich zwischen den vielen Seerosen treiben lassen.